Das Europäische Zentrum für Presse und Medienfreiheit (ECPMF) und die European Federation of Journalists (EFJ) unterstützten die dringende Forderung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) dass mehr Medienunternehmen, dem 2022 ins Leben gerufenen Schutzkodex für Journalistinnen und Journalisten beitreten.
Andreas Lamm, Interimsgeschäftsführer des ECPMF, verweist auf die Ergebnisse der neuesten Ausgabe der Feindbild-Journalisten-Studie (), die das Zentrum kürzlich veröffentlicht hat. Diese Studie zeigt, dass prekäre Arbeitsverhältnisse und anhaltende Bedrohungen, insbesondere durch rechtsextreme Gruppen und Einzelpersonen, zu Selbstzensur und “blinden Flecken” in der Berichterstattung über politische Themen führen könnten. Lamm betont, dass Medienunternehmen freien Journalisten, die häufig Ziele physischer und psychischer Angriffe sind, besseren Schutz bieten sollten und fordert, dass Medienunternehmen mehr Verantwortung übernehmen. „Medienunternehmen sollten freien Journalisten, die ein bevorzugtes Ziel physischer und psychischer Angriffe zu sein scheinen, besseren Schutz bieten,“ so Lamm.
Der DJV hat nach der Europawahl die Medienunternehmen aufgefordert, dem Schutzkodex beizutreten. Der DJV reagiert damit auf den Erdrutschsieg der AfD bei der Europawahl, insbesondere in Ostdeutschland, wo die rechtsextreme Partei in fast allen Wahlkreisen an erster Stelle liegt. DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster warnt, dass Pressefeinde Oberwasser bekommen und sich Übergriffe auf Medienschaffende häufen könnten, insbesondere in den bevorstehenden Landtagswahlkämpfen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Der Schutzkodex umfasst Standards für Medienhäuser und konkrete Schutzmaßnahmen zur Unterstützung von Journalistinnen und Journalisten, darunter psychologische und juristische Hilfe sowie praktische Maßnahmen. Bisher sind zehn Medienunternehmen dem Schutzkodex beigetreten, darunter die Deutsche Presse-Agentur, die Südwestdeutsche Medienholding, Spiegel, Zeit und die Funke-Mediengruppe.
Renate Schroeder, die Direktorin der EFJ, unterstreicht die Dringlichkeit der Forderungen und fügt hinzu: „Die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten ist unerlässlich für eine freie und unabhängige Presse. Besonders freie Medienschaffende im lokalen Bereich sind gefährdet. Immer mehr Journalisten und Journalistinnen verlassen den Journalismus, nicht nur wegen des Geldes, auch wegen den zunehmenden Angriffen auf sie.” Schroeder betont die Bedeutung internationaler Solidarität und gemeinsamer Anstrengungen, eben auch mit den Medienunternehmen, um den Schutz von Medienschaffenden zu gewährleisten.